Kofinanzierung der Fachberatungsstelle Aspasia

An Herrn Oberbürgermeister

Peter Boch

Neues Rathaus

75158 Pforzheim

Pforzheim, 28.10.2022

Kofinanzierung der Fachberatungsstelle Aspasia

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Boch,

die Gemeinderatsfraktion der Grünen Liste stellt den

Antrag:

Der Gemeinderat beschließt, die Verwaltung wird beauftragt

Das Beratungsangebot für Sexarbeiter*innen „Aspasia“ im untenstehenden Umfang zu kofinanzieren.

Begründung:

Im Rahmen der Förderlinie „Mobile Teams der Fachberatungsstellen gegen häusliche und sexuelle Gewalt sowie Prostitution und Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung während der Corona-Pandemie“ förderte das Ministerium für Soziales und Integration 23 Projektstandorte. Die 23 mobilen Teams erfahrener Fachberatungsstellen leisten, über das ganze Land verteilt, einen aktiven Beitrag zum Gewaltschutz von Frauen und Kindern. Sie stellen auch eine Antwort auf den gestiegenen Bedarf angesichts des Anstiegs an häuslicher Gewalt und die besonderen Herausforderungen durch die Corona-Pandemie dar. Die mobilen Teams verbessern das Beratungsangebot für Frauen wie den Zugang zu diesem. Zugleich erproben sie innovative Beratungsformate.

Die Aidshilfe Pforzheim ist mit ihrem Beratungsangebot „Aspasia“, Beratung für Sexarbeiter*innen, ein Projektstandort und in Pforzheim/Enzkreis tätig.

Beschreibung des Projekts

Durch die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus von Bund und Ländern, wurde vielen Frauen, die in der Prostitution tätig sind, die einzige Einnahmequelle genommen. Viele Frauen sind in dieser Not in ihre Heimatländer gereist. Andere konnten sich eine Heimreise nicht leisten, haben keine Familie im Herkunftsland oder sehen ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland. Als Folge verfügten viele aktuell über keine finanziellen Mittel zur Sicherung des Lebensunterhalts und sind von Obdachlosigkeit bedroht. Es wurden Frauen in die Illegalität gedrängt und somit war die Sicherheit der Sexarbeiter*innen gefährdet. Die Gruppe der Migrant*innen, die in der Sexarbeit tätig sind, sind besonders gefährdet. Sie sind mehr oder weniger hier „gestrandet“ und haben überhaupt keine soziale Absicherung. Es herrscht viel Verunsicherung, psychischer Druck sowie Abhängigkeiten, da einige Sexarbeiter*innen durch die Pandemie wohnungslos wurden.

Das Beratungsangebot der Aidshilfe konnte durch die Fachberatungsstelle Aspasia dadurch ausgeweitet werden. Der Schwerpunkt der Beratungsstelle liegt auf der aufsuchenden Arbeit. Das mobile Team berät die Sexarbeiter*innen direkt an ihren Aufenthalts- und Arbeitsorten in einfacher Sprache auf Deutsch, Englisch Französisch und ggf. mithilfe von Sparchmittler*innen in anderen Sprachen, um Frauen schnell Unterstützung anbieten zu können.

Zahlen und Erfolge

Im Jahr 2021 konnten insgesamt 44 Sexarbeiter*innen intensiv begleitet werden. Es konnten Frauen beim Ausstiegsprozess begleitet werden, bei Schwangerschaft, zum Thema sexuelle Gesundheit und Gewaltschutz. Die Corona-Pandemie erschwerte den Zugang zur Zielgruppe enorm, da aufsuchende Arbeit nur unter schwierigen Voraussetzungen überhaupt möglich war. Besonderheiten in der Beratung mit Sexarbeiter*innen während der Corona-Pandemie sind u.a. Zukunftsängste der Frauen, erschwerter bis kein Zugang zu Corona-Hilfen, psychische Erkrankungen, finanzielle Probleme/Schulden, gesundheitliche Probleme, Obdachlosigkeit. Eine berufliche Neuorientierung ist nur dann möglich, wenn eine Wohnung, Meldebescheinigung, Arbeit, Krankenversicherung vorhanden sind. Das macht vielen Frauen Angst, da sie genau diese Voraussetzungen oftmals nicht vorweisen können. Eine intensive Beratung sowie Begleitung zu Behörden, Ärzt*innen und anderen sozialen Einrichtungen ist zwingend notwendig. Aufsuchende Arbeit und regelmäßige Kontaktaufnahme sind erforderlich, um ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Um schnell und kompetent unterstützen zu können, ist eine Kooperation mit der Polizei, dem Gesundheitsamt, dem Amt für öffentliche Ordnung, dem Jobcenter sowie anderen Behörden und Fachstellen wichtig.

Förderung

Die Förderung des „Apasia“-Teams durch das Ministerium für Soziales und Integration soll auch 2023 bestehen bleiben. Allerdings fördert das Land lediglich 50% der Gesamtkosten des Projekts und es ist eine Kofinanzierung der Kommune erforderlich. Da die Fachberatungsstelle sowohl in Pforzheim als auch im Enzkreis tätig ist, wäre eine Teilung der Kosten sinnvoll. 40% müssen durch die Kommune getragen werden, 10% können durch Eigenmittel gedeckt werden. Für die Stadt Pforzheim wären 13.000,-€ nötig, für den Enzkreis ebenso (40% der Gesamtsumme: 26.000,-€)

Ohne die Kofinanzierung durch die Stadt Pforzheim und den Enzkreis muss die Fachberatungsstelle Aspasia schließen.

Mit freundlichen Grüßen,

Axel Baumbusch            Emre Nazli                      Petra Bösl

Stadtrat                        Stadtrat                          Stadträtin


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