PZ: Dr. Eckard von Laue wird 75 – Alles im grünen Bereich

 

Klar im grünen Bereich

◆ Ostsee, Berlin, Pforzheim: Stadtrat Eckard von Laue wird heute 75 Jahre alt.

◆ Die Politik wird nur eine Episode eines Lebens mit vielen Facetten bleiben.

 

MAREK KLIMANSKI | PFORZHEIM

Ein grünes Paradies: Eckard von Laue vor dem Garten seines Hauses in der Pforzheimer Südweststadt. Heute wird der Stadtrat und Arzt 75 Jahre alt. Foto: Ketterl

Er ist einer der Ruhigeren im Gemeinderat, und wer sich persönlich mit Eckard von Laue unterhält, findet das ziemlich schnell ziemlich schade. Der promovierte Medizinier, Fachrichtung Kinderarzt, parteilos vor vier Jahren über die Grüne Liste gleich bei seiner ersten Kandidatur direkt ohne den Umweg übers Nachrücken in den Ratssaal eingezogen, ist ein ganz klarer Geist, der viel zu sagen hat – und viel zu erzählen aus 75 Lebensjahren. Heute hat er Geburtstag.

Von der Kindheit in Schleswig, direkt am Ostsee-Arm Schlei, behütet und friedlich auch in Kriegszeiten, obwohl der Vater Offizier war. Vom Sitzen auf den damals typischen Flößen, zwei Blechfässer mit Latten darüber genagelt, mitten auf dem tiefen Gewässer – ohne dass der Fünfjährige hätte schwimmen können. „Das wäre heute undenkbar“, sagt von Laue. Es folgten der Schulbesuch – immer auf einer Waldorfschule – bereits als Grundschüler im über 30 Kilometer entfernten Rendsburg, der Umzug nach West-Berlin mit der Familie als 14-Jähriger, weil die drei älteren Geschwister hier bessere Ausbildungsmöglichkeiten vorfanden, Abitur, Medizinsstudium, der Beginn der Facharzt-Ausbildung.

Wasserleitungen auf Kreta

Vom Wehrdienst in der wenige Jahre zuvor gegründeten Bundeswehr war Eckard von Laue wie alle Berliner befreit. Aber er arbeitete freiwillig – aktuell angesichts der laufenden Debatte um eine Dienstpflicht ein halbes Jahr bei der Aktion Sühnezeichen mit, wo junge Deutsche in von Nazi-Deutschland besetzten Ländern an Projekten zugunsten der Bevölkerung eingesetzt wurden. In seinem Fall Kreta. „Der Krieg war gerade 18 Jahre her, und er war auf Kreta besonders mörderisch gewesen“, erinnert sich von Laue. „Ganze Dörfer sind umgebracht worden, als Vergeltung“, schildert er die Vorgehensweise der deutschen Besatzer im Kampf gegen die Partisanen. Er und die anderen jungen Deutschen hätten aber keine Probleme im Kontakt mit den Einheimischen gehabt. Diese konnten zwar teilweise nicht verstehen, was diese Leute dort wollten, aber: „Die stehende Rede war: Wir sind jetzt Freunde.“ Manch Älterer, der aus Kriegszeiten heraus Abneigungen hegte, sei wohl auf Distanz geblieben, vermutet von Laue – und deshalb habe er davon nichts mitbekommen, als sie in ihrem Projekt die Wasserleitung für das abgelegene griechische Dorf bauten, aus einer Zisterne herunter. „Wir haben richtig hart gearbeitet.“

Die Aufgeschlossenheit für fremde Länder ist geblieben, 20 Jahre lang reiste er immer wieder nach Georgien, um anthroposophische und weitere naturnahe Medizin zu fördern. Da war von Laue längst verheiratet, wohnte in Öschelbronn, arbeitete als einer der leitenden Ärzte dort an der Klinik, die vier Kinder – heute haben er und seine Frau zehn Enkel – wuchsen naturnah auf. Schließlich, Folge der Entscheidungsfindung während eines in Afrika und Asien verbrachten Auszeit-Jahres, der Einstieg als niedergelassener Arzt in die Praxis in der Unteren Augasse. Der Kollege hatte sich längere Zeit schwerpunktmäßig der damals noch recht neuen Krankheit Aids gewidmet und kehrte quasi mit von Laue als Partner wieder mehr in den Bereich der Allgemeinmedizin zurück.

Keine erneute Kandidatur

Zur Kommunalpolitik kam Eckard von Laue eher zufällig, nachdem er sich vor fünf Jahren – bis auf Ferienvertretungen – als 70-Jähriger aus der eigenen Praxis zurückgezogen hatte. Eine spätere Stadtratskollegin ergriff die Initiative: „Uta Golderer hat mich angesprochen, ob ich kandidieren will.“ Er sagte zu, obwohl er sich nie als Politiker sah und nie Parteien angehörte, sondern sich in Nichtregierungsorganisationen engagierte. Für einen hinteren Listenplatz. Doch er wurde gewählt. Pflichtbewusst nahm er an, pflichtbewusst übte er das Mandat aus – und geht das Risiko, gewählt zu werden, kein zweites Mal ein. „Da sollen jetzt Jüngere ran.“ Ein Politiker ist der passionierte Gärtner nicht geworden. Die wenigen Dinge, die man dort bewegen könne, seien ihm zu sehr von Unwägbarkeiten des Moments abhängig. Ihm sei die konkrete Lösung und Hilfe, wie sie ein Mediziner leiste, näher. Der bisweilen ruppige Umgangston dagegen störe ihn nicht, was man ja bei einem ruhigeren Mitglied des Gemeinderats auch als Grund fürs Aufhören vermuten könnte. „Mir selbst liegt er nicht“, sagt von Laue. Das ist alles.

Quelle: Pforzheimer Zeitung


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